In der steirischen Kleinregion Schemerl mit den Marktgemeinden Laßnitzhöhe, St. Marein bei Graz und der Gemeinde Nestelbach bei Graz, existiert durch die sich hier bereits seit dem Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelnde Identität der Region als ein steirisches Ausflugs- und Kurzentrum, ein großes Potenzial an historischen Quellen. Da aber nur ein begrenzter Personenkreis schriftliche Quellen hinterlässt, besteht die Gefahr, dass Menschen außerhalb dieses Personenkreises von der Nachwelt unzureichend berücksichtigt werden. Dies trifft besonders auch auf Angehörige der ruralen Bevölkerungsschicht und oftmals auch auf Angehörige von im regionalen Bereich bedeutsamen „Gründerfamilien“ zu, welche meistens ihre Erinnerungen nicht zu Papier bringen. Durch diese spezielle Art der Befragung oder Interviewtechnik („Oral History“) sollen speziell ausgesuchte Interviewpartner aus diesem Personenkreis frei aus ihrem Leben erzählen und selbst entscheiden, was sie im Zusammenhang mit der oben bereits genannten Identitätsentwicklung für wichtig halten. Es geht hierbei auch besonders um Emotionen und Standpunkte, wie sie anderen Quellen nicht entnommen werden können. Eine anschließende Transkription der Gespräche soll eine digitale Quelle schaffen, aus der in Zukunft zweifelsfrei zitiert werden kann.
Ziele und Zielgruppen
Ziel des Projektes ist die Schaffung eines digitalen Quellenbestandes im Spiegel der Entwicklung der Kleinregion Schemerl als Ausflugs- und Kurregion vom 19. Jahrhundert bis heute. Dieser Quellenbestand soll in die Archive der betroffenen Gemeinden implementiert werden und so für einen dauerhaften Zugriff zur Verfügung stehen. Durch die Befragung der ausgewählten Personen soll auch deren Lebensgeschichte anhand bestimmter Themenstellungen für eine Archivierung erhalten werden. Eventuelle Erinnerungsstützen der Befragten, wie historische Fotos oder Tagebücher sollen im Zuge dessen ebenfalls einer digitalen Archivierung zugeführt und in den zu schaffenden Quellenbestand aufgenommen werden. Dieser soll einerseits für die Schaffung sowie die Ausweitung regionaler Identität den Gemeinden und Tourismusverbänden dienen als auch eine Grundlage für die Schaffung von weiteren historischen und wissenschaftlichen Quellen wie Dokumentationen, Chroniken oder andere regionsbezogene Druckwerke bieten.
Beschreibung der geplanten Aktivitäten
Am Anfang steht die Situationsanalyse und Zieldefinition mit der Auswahl von Anspruchsgruppen (sozial und regional [aus welchem Bevölkerungskreis und wo in der Region genau]), der Auswahl und Benennung der zu Befragenden (Vorgabe: 20 Personen), der Benennung eventueller Ersatzpersonen, die Festlegung der technischen Parameter (welches Aufnahmegerät wird verwendet, Anschaffung und Vertrautmachen mit demselben), dem Erstellen eines Fragenkataloges bzw. der Festlegung der Themenstellungen (worauf sollten die Befragten besonderes Augenmerk legen, inwieweit sollen sie durch das Gespräch „geführt“ werden). Anschließend erfolgt die Kontaktaufnahme und Vorabinformation (Aufbereitung der Kontaktdaten und Informationsschreiben der Gemeinden) mit und an die Zeitzeugen sowie die Einholung der Zustimmung der Zeitzeugen zum Projekt. Dann erfolgen die konkreten Terminvereinbarungen mit den Zeitzeugen. 1. Meilenstein.
In der Umsetzungsphase erfolgt die Durchführung von 20 terminisierten Einzelgesprächen und die akustische Aufzeichnung an vereinbartem Ort, die Miteinbeziehung von historischen Dokumenten bzw. Fotos und eventuelle Digitalisierung aus dem Besitz der Zeitzeugen. 2. Meilenstein.
Weiters wird in dieser Phase die Auswertung und Dokumentation der Interviews sowie historischer Dokumente, Tagebücher und Fotos durchgeführt. Ebenso wird hier die ausführliche Kenntlichmachung der Interviewer und der Datengewinnung stattfinden um eine möglichst authentische Darlegung des wissenschaftlichen und persönlichen Kontextes derselben zu ermöglichen. Wenn nötig, können in einer eventuellen Nachbearbeitung des Gesagten, teilweise nochmals mit den Zeitzeugen, Widersprüche geklärt oder Unklarheiten beseitigt werden. Die Erstellung eines druckfähigen digitalen „Files“ für die Archivierung und die Ist-Stand-Berichterstattung sowie Übergabe an den Auftraggeber erfolgen ebenfalls im Zuge dessen. 3. Meilenstein.
In der Nachbereitungsphase wird die Rückgabe von eventuellen Materialien an alle Beteiligte durchgeführt und es erfolgen Danksagungen und der Abschlussbericht an den Auftraggeber. 4. Meilenstein.
Im Weiteren wird als Folgewirkung der Erstellung des oben genannten druckfähigen digitalen „Files“ die Herausgabe eines umfangreichen Folders oder einer mehrseitigen Broschüre zur Gewinnung einer möglichst breitgefächerte Außenwirkung des Projektes anzudenken sein.
Räumliche Ausdehnung
Vorerst soll das Projekt auf die bereits erwähnte Kleinregion Schemerl, also die Marktgemeinden Laßnitzhöhe, St. Marein bei Graz und die Gemeinde Nestelbach bei Graz beschränkt sein. Der Schemerlrücken, dem entlang die heutige Landesstraße L 326 über Laßnitzhöhe und Nestelbach bis nach St. Marein bei Graz führt, bildet die Wasserscheide zwischen den Flüssen Mur und Raab und erscheint als wichtiger geografischer und soziopolitscher Angelpunkt der gesamten Region des Hügellandes. Aus diesem Gebiet werden die erforderlichen Personen für die Befragungen ausgewählt. Im Weiteren ist geplant das Projekt auch auf andere Gemeinden der Gesamtregion auszuweiten.